— 195 —
t
Heere eingeschlossen und gefangen. Im Jahre 1291 wurde Akkon, die letzte Stadt, welche die Christen noch besaßen, von den Türken erobert.
Tie Hauptursache, warum das mit so vielem Blute Erkaufte so schnell wieder verloren ging, ist barin zu suchen, daß die in Palästina ansässig geworbenen Abenblänber die ursprüngliche Begeisterung balb gegen schnöbe Selbstsucht vertauschten, unter sich uneinig würden und zu den Fehlern der abendländischen Menschen auch noch die Gebrechen und Laster der Morgenländer annahmen.
Wenn auch, sofern der Besitz der heiligen Stätten in Betracht kommt, die Kreuzzüge erfolglos geblieben sind, so haben sie doch in vieler Hinsicht segensreich sür das Abendland gewirkt. Die Begeisterung der ersten Zeit bewirkte eine Steigerung des religiösen Sinnes, drängte die kriegerische Roheit in gebührende Schranken, hob das Rittertum, regte die Dichtkunst an; der Verkehr in fremden Ländern erweiterte die Kenntnisse und weckte den Sinn für Knnst und wissenschaftliche Forschung. Durch die Kreuzzüge nahm auch der Handel einen besonderen Aufschwung, und damit stand das rasche Ausblühen der westeuropäischen Städte, insbesondere auch der deutschen Reichsstädte, in engem Zusammenhange.
Vi. Die Entdeckungen.
1. Die alte Welt.
Durch die Kreuzzüge waren die Bewohner des westlichen Europas mit Ländern und Bölkern bekannt geworden, von denen sie bisher nichts gewußt hatten. Obgleich die Heerfahrten in das Jjcorgenland aufhörten, dauerte der Handelsverkehr fort, und alljährlich fuhren unzählige Schiffe der italienischen Handelk-stadte, besonders, Genuas und Benebigs, nach den Seehäfen Kleinasiens und Ägyptens. Damals verbreitete sich im Abenb-lanbe die Nachricht, in Asien bestehe ein großes christliches Reich, das _non erneut Priester, namens Johannes, regiert werbe' und fürsten hofften, an biefem Priesterkönige einen Bnnbesgenosien gegen die Mohammebaner und einen Helfer zur Ausbreitung der christlichen Lehre unter den heibnifchen Völkern Zu sinden. Papst Innocenz Iv. schickte ans diesem Grunde (1246) einen Franziskanermönch nach Asien, der bis in die Mongolei vordrang, jedoch bn* Reich des Priesters Johannes nicht anf-sinben konnte.
Im Jahre 1272 reifte der Venetianer Marco Polo nach Alten, gewann bte Gunst des Mongolenfürsten Kublai Khan und Zog mit ihm 26 Jahre herum, besuchte die Mongolei, Armenien,
13*
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Extrahierte Personennamen: Johannes Innocenz_Iv Innocenz Johannes Marco_Polo
Extrahierte Ortsnamen: Akkon Palästina Europas Genuas Kleinasiens Asien Asien Mongolei Mongolei Armenien
129.
Auerdeutsche Ereignisse zur Zeit Wilhelms H.
69
2. Der Russisch-Japanische Krieg, 19041905. Die Japaner, das tchtigste Volk der mongolischen Raffe, blieben bis in die zweite Hlfte des neunzehnten Jahrhunderts unberhrt von fremden Einflssen. Der Mikado (Kaiser) in seinem Palast in Kioto war dem Volke unsichtbar,
stand nicht in Verbindung mit den Daimio (Statthaltern der Provinzen) und wurde beherrscht von dem Oberfeldherrn, der die Regierungsgewalt hatte. Alle Versuche europischer Völker, mit ihnen Handelsverbindungen anzuknpfen, wiesen die Japaner ab. Da erschienen 1853 acht Kriegs-schisse der Vereinigten Staaten von Amerika, und der Befehlshaber ber-brachte einen Brief seines Prsidenten, worin dieser um einen Freund-schasts- und Handelsvertrag bat. Der japanische Oberfeldherr gab nach, und bald folgten hnliche Vertrge mit europischen Mchten. Damit hrte auch das Verbot fr die Japaner, ihr Vaterland zu verlassen, auf. Die Folge war, da die Regierung des Oberfeldherrn, dem die nationale Partei aus der Verbindung mit den Fremden einen schweren Vorwurf machte, 1868 gestrzt wurde und der Mikado seine ursprngliche Gewalt zurckerhielt. Nun begann eine tiefgreifende und schnelle Umwandlung aller Staats- und Kulturverhltnisse. Der Mikado verlegte seine Residenz nach Tokio und gab eine Verfassung nach europischem Muster mit Ministerien und Volksvertretung. Die Japaner befreundeten sich mit den handgreiflichen Vorzgen der abendlndischen Kultur, schickten ihre Shne auf europische Hochschulen, riefen Europer als Lehrmeister ins Land und bewiesen in der Nachahmung des Fremden ein erstaunliches Geschick.
Als Rußland, das bis an den Stillen Ozean vorgedrungen war und seine dortigen Hfen, Wladiwostok und Port Arthur, durch die Sibirische Bahn mit Europa verbunden hatte, seine Hand auch nach Korea ausstreckte, sah sich Japan in seinen Interessen bedroht und be-gann den Krieg. Bald muten die Russen Korea rumen. Dann wurde 1904. die sdliche Mandschurei der Kriegsschauplatz. In allen greren Schlachten wichen die Russen zurck, ohne da es den Japanern gelang, ihnen den Rckzug abzuschneiden, zuletzt bei Mukden, wo mehr als eine halbe Million Menschen kmpften. Die Festung Port Arthur hatte sich schon nach erbitterten Kmpfen ergeben. Bald nach der Schlacht bei Mukden wurde die groe, aber minderwertige russische Flotte von den Japanern in der Koreastrae vernichtet. Dann kam durch die Vermittlung des Prsidenten der Union der Friede zu Portsmouth (in Nordamerika) 1905. zustande: Japan erhielt den sdlichen Teil von Sachalin, Port Arthur und die Oberherrschaft der Korea. Die Mandschurei wurde an China zurckgegeben.
3. Die russische Revolution, 19051906. Die Niederlagen und die durch den Krieg hervorgerufene Geldnot vermehrten die Unzufriedenheit des russischen Volkes mit den bestehenden Zustnden ( 127,1). Unzufrieden waren auch die angegliederten Vlkerschaften, besonders die Finnen,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Arthur Arthur Arthur
Extrahierte Ortsnamen: Wilhelms_H. Kioto Amerika Tokio Wladiwostok Europa Korea Japan Portsmouth Nordamerika Japan Sachalin Korea China
50 Die fremden Erdteile. Asien.
auch in China die greifen Errungenschaften der Neuzeit auf dem Gebiete der
Industrie und des Verkehrs so gut wie gar keine Berücksichtigung gesunden
Diese Eigentümlichkeit ist der eigenartigen Kulturentwicklung des chinesischen
Volkes zuzuschreiben.
Die Kultur der Chinesen ist uralt, älter vielleicht als die der alten
Ägypter. Die Trüger waren die außerordentliche Fruchtbarkeit des Tieflandes,
das günstige Klima mit seinen Monsunen und der Mineralreichtum der
Gebirge. Das Land gewährte demnach seinen Bewohnern alle zum Leben
notwendigen Bedürfnisse in reicher Fülle und machte ihnen den Verkehr mit
der Fremde entbehrlich. Dazu kam die abgeschlossene Lage des Landes. Durch
Meer, Gebirge und Wüstenstrecken, endlich auch durch Länder mit niederem
Kulturstandpunkt war es von den jeweiligen Kulturländern getrennt. War
es da nicht natürlich, daß die Chinesen, von lauter „Barbaren" umgeben, ihr
Land „das Reich der Mitte" nannten? Infolge der Jahrtaufende langen Ab
sonderung der Chinesen von andren Kulturvolkern mußte ihre Kultur be-
sondere Formen annehmen und schließlich einer gewissen Erstarrung anheim-
fallen. Sie kannten schon lange vor den Europäern die Buchdruckerkunst,
den Kompaß, die Steinkohlenfeuerung, das Porzellan, die Gasbeleuchtung
und das Schießpulver. — Allein trotz aller Abneigung hat der Chinese
schließlich sein Land dem Weltverkehr öffnen müssen. Auch sind Eisenbahnen
im Betrieb.
Die Hauptnahrungsquelle der Chinesen ist der Ackerbau. In dieser
Hinsicht ist China das erste Land der Erde. Die Felder werden je nach
Bedarf fleißig be- und entwässert, die Dungmittel in zahlreichen Formen an-
gewandt. Selbst auf den Seen und Flüssen schwimmen Bambusflöße mit
Gemüsefeldern, ja ganzen Ansiedelungen. Die Haupterzeugnisse sind Tee
und Reis. Alljährlich zieht der Kaiser nach altem Brauche mit eigener Hand
eine Furche mit dem Pfluge aus dem heiligen Acker in Peking, um so deu
Bauernstand zu ehren. — Der chinesische Gewerbefleiß liefert ausge-
zeichnete Seiden- und Baumwollenzeuge, Porzellansachen, Schnitzereien, Lack--
waren und Tusche in den europäischen Handel. — Binnenhandel und
Verkehr wird durch zahlreiche Kauäle gefördert; unter ihnen der rhein-
lange, leider auf zahlreichen Strecken verfallene Kaiserkanal. Für den
Welthandel liefert China besonders Tee und Seide.
Die Staatsreligion ist die des Kongtse (Konfuzius). Doch bekennt
sich das niedere Volk fast durchweg zum Buddhismus. Der Kaiser
herrscht als „Sohn des Himmels" mit unumschränkter Gewalt über das
Reich. Die Beamten werden von den Europäern „Mandarinen" genannt.
Der deutsche Handel ist gering; er umfaßt nur 3°/0 des gesamten
chinesischen Außenhandels.
c) Städte. China ist ein Land der Millionenstädte, deren Ein-
wohnerzahl sehr verschieden geschätzt wird. G Peking, = nördliches Hoflager,
Residenz des Kaisers. Sein Hafen ist ^Ticn-tsin. — -z:Nanking ^ s.
Hoslager, am untern Jangtse, Hauptsitz der Gelehrsamkeit und Industrie. —
Dschanghai, wichtigster Welthafen Ostasiens. — Dkanton, bedeutendste
Industriestadt des 8. Von den chinesischen Küsteninseln ist Ha in an die
bedeutendste.
Der Einfluß der europäischen Seemächte^in Ostasien ist be
sonders jetzt stark hervorgetreten. Zu der englischen Insel Hongkong bei
Kanton sind mehrere andere fremdländische Besitzungen gekommen. So mußte
die chinesische Regierung Kiautschou an das Deutsche Reich, Port Arthur
an Japan abtreten.
Kiautschou wurde durch Vertrag 1898 von China der deutschen Re-
gierung „pachtweise auf 69 Jahre" überlassen. Die Bucht von Kiautschou
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Extrahierte Ortsnamen: Asien China China Peking China China Peking Ostasiens Ostasien Hongkong Deutsche_Reich Japan China
Balkanhalbinsel. 117
Unter den Nahrungsquellen ist in erster Linie die Landwirt-
schaft zu nennen. Freilich ist sie trotz des fruchtbaren Bodens und günstigen
Klimas infolge der langen Türkenwirtschaft arg vernachlässigt. Von Be-
deutnng für die Ausfuhr ist der Wein- und der Olivenbau in Griechen-
land, die Rosenzucht im Märitzatal, der Anbau von vorzüglichem
„türkischem" Tabak, der Getreidebau in Bulgarien und die Pflaumen-
zncht in Bosnien und Serbien. Ausgedehnt ist die Schafzucht (das Fleisch
der Schafe ist ein Hauptnahrungsmittel) und in Bosnien und Serbien,
begünstigt durch die großen Eichenwaldungen, die Schweinezucht. Die
Ziege ist in Griechenland, das wichtigste Haustier. — Die Erzeugnisse
des Gewerbefleißes sind unbedeutend, abgesehen von der Teppich-
Weberei. Seidenzucht und an den Küsten Griechenlands die Schwamm-
fischerei zählen zu den wichtigsten Erwerbsquellen. Den Binnenhandel
fördern die Bahnen zwischen Belgrad-Konstantinvpel und Belgrad-Saloniki.
Der Seehaudel liegt in der Türkei darnieder, während Griechenland darin
Fortschritte zeigt.
Vor allen andern Ländern Europas war die Halbinsel ihrer Lage ge-
maß am meisten den Einwirkungen des Orients ausgesetzt. Hier nahm die
europäische Kultur, angeregt von der des Morgenlandes, ihren Ausgang. Bald
ubertrafen die Hellenen an Ge
dankenklarheit und edlerem Ge-
schmack für Bau und Bildwerke
die Morgenländer. Todesmutig
wurde von den Griechen die junge
europäische Gesittung gegen den
Ansturm der Perser verteidigt. So
blühten Kunst und Wissenschaft
im Altertum in Griechenland
empor. Alte Baudenkmäler geben
noch heute Kunde von der Höhe
altgriechischer Kunst—im Mittel-
alter erlag die Halbinsel, der
morsche Rest des oströmischen
Reichs, dem Ansturm der Türken,
die 1453 Konstantinopel eroberten,
in den folgenden Jahrhunderten
tief nach Mitteleuropa vordrangen
und fast ganz Ungarn, Rumänien
und die Länder n. vom Schwarzen
Meer unterwarfen. Im l7.Jahr-
hundert bereits begannen die Verluste, die sich bis in die neueste Zeit derart
sortgesetzt haben, daß von dem einstmaligen großen Türkenreiche in Europa
nur noch wenig übrig geblieben ist.
Staaten und Trtskunde.
I. Die europäische Türkei, a) Unmittelbarer Besitz: 170000 qkm, <;
Mill. E., 36 auf 1 qkm, Despotie, beherrscht von einem Sultan.
G Konstantinopcl*) reizvoll auf 7 Hügeln an der gleichnamigen Meeres-
enge gelegen. Es ruft mit den Bauminseln, den die Häusermassen über-
ragenden Kuppeln und Minarets der Moscheen einen überwältigenden Ein-
druck hervor. Ein vortrefflicher Hafen, das „Goldene Horn", schneidet
flußartig tief ins Land ein. Konstantinopel ist ein wichtiger Seehandelsplatz
an der Eingangspforte des Morgenlandes. Von hervorragenden Bauten seien
genannt: die S o p h i enmo s ch ee, „die Hohe Pforte." d'. i. der Palast des
d. i. Konstantinsstadt, vergl. Adrianopel, Philip popel,
Sebastopel, Napoli, Tripoli.
Konstantinopel l: 180000.
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Extrahierte Personennamen: Philip_popel
Extrahierte Ortsnamen: Griechen- Bulgarien Bosnien Serbien Bosnien Serbien Griechenland Griechenlands Belgrad-Konstantinvpel Griechenland Europas Griechenland Konstantinopel Mitteleuropa Ungarn Europa Konstantinopel Napoli Tripoli Konstantinopel
§ 47. Die Balkanhalbinsel. 107
besonders in Bulgarien wird Ackerbau getrieben, stattliche Laubwaldungen
dehnen sich weit aus, die Eiche herrscht vor, so daß stellenweise Schweine-
zucht getrieben wird. Auch Obst, besonders Pflaumen (Bosnien), wird
angebaut. Doch liegt die gesamte Bodenkultur infolge der Jahrhunderte
langen Mißwirtschaft der Türken sehr danieder. Von Haustieren wird
überwiegend das Schaf gezüchtet, welches ein Hauptnahrungsmittel der
Bevölkerung ist, und im Tal der Morawa das Schwein, weil die
großen Eichenwaldungen eine gute Mast liefern. Griechenland hat sich
im letzten Jahrhundert nach der Befreiung vom Türkenjoch bei seiner
tatkräftigen Bevölkerung bedeutend gehoben. Da das Innere wenig
Getreide, nur Öl, Wein und Trauben (Rosinen, Korinthen) hervorbringt,
haben die Griechen ihre alte Tätigkeit, den Handel, wieder aufgenommen.
4. Bevölkerung. Als Übergangsland von Asien nach Europa
ist die Balkanhalbinsel zu allen Zeiten der Schauplatz von heftigen,
andauernden Kämpfen gewesen. Im Altertum hatten die hochbegabten
Griechen den S. inne und behaupteten trotz ihrer Zersplitterung in
viele kleine Staaten die Herrschaft über das Mittelmeer. Sie gingen im
großen Römerreich auf. Dieses erlag im 15. Jahrhundert dem Ansturm
der mohammedanischen Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten
und die im N. ansässigen Bulgaren und Serben unterwarfen. Unter
der Türkenherrschaft ging die Kultur des Landes sehr zurück. Ihr
Vordringen nach Ungarn und bis Wien (1529 und 1683) war ein
Schrecken für ganz Europa. Doch wurden sie glücklich zurückgeschlagen
(Prinz Eugen von Savoyen) und verloren ein Gebiet nach dem andern.
In blutigem Kampfe (1821 — 29) riß sich Griechenland los.
Die jetzige Bevölkerung ist daher sehr gemischt. Im N. wohnen
Slawen, nämlich die Serben und Bulgaren, im W. die Albanesen, im
O. die Türken, zwischen ihnen und im ganzen S. die Griechen. Außer
den Türken, welche sich zur Religion des Mohammed oder dem Islam
bekennen, gehören alle andern Völker der griechisch-katholischen oder
orthodoxen Kirche an.
5. Staaten und Städte:
1. Tie Türkei.
Außer den Besitzungen im w. Asien und nw. Afrika umfaßt das
türkische Reich in Europa zwei Provinzen, Rumelien und Albanien, und
vier tributpflichtige Staaten, Bulgarien, Ostrumelien, Bosnien und Kreta.
Die unumschränkte Herrschaft des Sultans, der zugleich die höchste geist-
liche Macht in Händen hat, ist durch die fortwährende Geldnot und die
Bestechlichkeit der Beamten sehr behindert, er hat den Einflüssen mancher
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Extrahierte Personennamen: Morawa Eugen_von_Savoyen Eugen Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Bosnien Griechenland Asien Europa Altertum Ungarn Wien Europa Griechenland Asien Afrika Europa Albanien Bulgarien Ostrumelien Bosnien Kreta
24
§ 10. Vorderindien.
2. Klima, Flora und Fauna. Vorderindien, ebenso Hinter-
indien und die s. Inselwelt stehen unter dem Einfluß der Monsune,
welche in ersteren beiden infolge der sommerlichen Erhitzung Südasiens
sw. Richtung haben und im Sommer den Regen vom Indischen Ozean
ins Land bringen, während auf den Inseln durch die Erhitzung Australiens
nw. Winde im Winter herrschen.
Ganz Vorderindien, zumal Hindostan und die Insel Ceylon, ist
durch den Reichtum seiner Tier- und Pflanzenwelt ausgezeichnet. Hier
lebt der indische Elefant, der Tiger und die Riesenschlange, im Ganges
das Krokodil; hier ist Baumwolle, Zuckerrohr und Indigo heimisch, die
Banjane oder heilige Feige der Hindus bildet mit ihren aus den Ästen
senkrecht in den Boden wachsenden Luftwurzeln natürliche Tempelhallen;
das Hauptgetreide ist der Reis (wie im ganzen Monsun-Gürtel); an
der Malabar-Küste wächst der kletternde Pfefferstrauch, auf Ceylon der
beste Zimmetlorbeer nebst ganzen Wäldern von Kokospalmen; auf Ceylon
baut man jetzt auch ausgezeichneten Kaffee und am Himalaja Tee.
Die wichtigsten Produkte, welche ausgeführt werden, sind: Reis,
Baumwolle, Zuckerrohr, Mohn (Opium), Flachs (Jute), Indigo, Tee,
Kaffee, Gewürze.
3. Bevölkerung, geschichtliche und staatliche Verhält-
nisse. Von den 291 Millionen, welche die Halbinsel bewohnen, sind
57 Mill. Mohammedaner, so daß der König von England mehr moham-
medanische Untertanen hat als der türkische Sultan. Christen da-
gegen sind nur 2,3 Mill. Der weitaus größte Teil der Bewohner gehört
dem Volke der Hindus an, das die dreigeteilte Einheit der Götter
Brahma, Wischnu, Schiwa verehrt. Es ist in „Kasten" geteilt, die
mit größter Strenge voneinander getrennt gehalten werden: die vor-
nehmste ist die weiße der Brahminen oder Priester. Die Hindus sind
ein sanftes und friedfertiges Volk, fast ausschließlich von Ackerbau
lebend. Die gewaltigen Denkmäler, Tempel und Paläste, sowie die
Dichtungen der „Bedas" zeugen von ihrem Kunstsinn; sie haben auch
das System unfrer 10 Ziffern und das Schachspiel lerfunden. Sie
haben durch Unterwerfung der Dravidas, der dunklen Urbevölkerung
Indiens, sich zu Herren des Landes gemacht, jedoch nie an Eroberungen
über ihre Halbinsel hinaus gedacht; um so öfter freilich sind sie in
späteren Jahrhunderten die Beute fremder Eroberer geworden.
Die Mohammedaner eroberten seit dem 11. Jahrhundert Indien, die
Mongolen gründeten im 16. Jahrhundert das Reich des Großmoguls mit
der Hauptstadt Delhi. Seitdem der Portugiese Vasco (wasko) da
Gama 1498 den Seeweg um Afrika nach Indien fand, haben europäische
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Extrahierte Personennamen: Mohn Schiwa
Extrahierte Ortsnamen: Südasiens Australiens Ceylon Ceylon Ceylon England Wischnu Indiens Indien Afrika Indien
120
B. Länderkunde, — I. Asien.
c) Bewohner. Die Bewohner der Wüste sind mohammedanische Semiten.
Die reinsten Vertreter der arabischen Rasse stellen nomadisierende Beduinen dar.
Diese „Söhne der Wüste", Viehzüchter, die in Zelten (Bild 70) leben, sind in zahl-
reiche Stämme, mit je einem Schech als Oberhaupt, zersplittert. Die Sitte der Blut-
räche wird von ihnen heilig gehalten, ebenso die Verteidigung der Stammesehre;
ein schöner Charakterzug ist ihre Gastfreundschaft. Neben der Unzugänglichkeit des
Innern hat der ränberisch-kriegerische Sinn der Beduinen viel dazu beigetragen, daß
Arabien in vielen Teilen noch völlig unerforscht ist. Jedoch macht die Unterwerfung
der Beduinen nach Vollendung der Hedschäs-Bahn bis Medina gute Fortschritte.
70. Beduinenzelte.
Die nomadisierenden Stämme der Araber sind der Weideplätze und Quellen wegen genötigt, oft ihren Wohn-
sitz zu wechseln. Daher haben sie die bewegliche Hütte, das Zelt, ausgebildet, das sie auch da bevorzugen,
wo sie zur Seßhaftigkeit übergehen. Teppiche zwischen dem haltbaren Stangengerüst teilen das Innere
in verschiedene Schlafräume.
d) Politische Zugehörigkeit und Siedlungen. Politisch gehört der West-
und Nordwestrand Arabiens zur Türkei. In Türkisch-Arabien liegen die bei-
den heiligen Städte der mohammedanischen Welt: Mekka (85), Mohammeds Ge-
burtsort, mit der Käaba^, dem höchsten Heiligtum des Islam, und Medina (100),
die Grabesstadt des Propheten. Der Landungsplatz der zur See kommenden Mekka-
Pilger, Dschidda (25), unterhält einen lebhaften Handelsverkehr mit Arabien,
Ägypten und Indien. Den Hauptplatz in Jemen bildet Sana (70), über 2200 m
hoch in üppigem Pflanzenwuchs gelegen. Der ansehnlichste Hafen für diese Stadt
und Jemen überhaupt ist Hodeida (50) am Roten Meere.
! Käaba sarabisch = Würfel) heißt der würfelartige Mittelbau im Hofe der großen
Moschee zu Mekka mit dem in seiner Außenwand eingemauerten heiligen, schwarzen Stein,
den ein Engel vom Himmel gebracht haben soll.
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154
B. Länderkunde. — I. Asien.
d) Bewohner. Vorderindien mit Ceylon und dem W vouhinterindien umfaßt im
ganzen ungefähr 5 Mill. qkm Bodenfläche mit etwa 300 Mill. Einwohnern. Wegen
des gerade in den fruchtbarsten Gegeuden herrschenden unzuträglichen Klimas wohnen
nur etwa 250 000 Europäer, meist Engländer, in Indien. Am zahlreichsten sind
die um 2000 v. Chr. durch das Kabultal eingewanderten und mit denurbewohnern,
den dunkelfarbigen Drawida, vielfach vermischten Inder oderhindu. Die Hindu
entwickelten eine hohe Kultur, von der Trümmerstädte, Reste ungeheurer Felsen-
tempel und Ruinen von Riesenbauten aller Art und auch eine reiche Literatur
Zeugnis ablegen. (Vgl. Bild 92.) Sie erfanden unsere „arabischen Ziffern" (ara-
bische Ziffern, weil sie uns durch die Araber übermittelt wurden) wie unser deka-
disches Zahlensystem; sie schufen auch die brahmanifche Religion, die eine strenge
Absonderung der einzelnen gesellschaftlichen Schichten des Volkes, die Kasteneintei-
lung, vorschreibt. Um das Jahr 1000 wurde das Land der wenig kriegerischen
Hindu von mohammedanischen Völkern erobert und dem Islam unterworfen. Zu
Anfang des 16. Jahrhunderts errangen mongolische Völker mohammedanischer
Religion die Herrschaft in Indien (Reich des Großmoguls zu Delhis.
Nach der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien um das Kap setzten sich Portu-
giesen, Holländer, Franzosen und Engländer in Indien fest. Den Engländern gelang
es allmählich, den größeren Teil des Landes in ihren alleinigen Besitz zu bringen.
Auch die dem Britischen Reiche nicht unmittelbar unterworfenen Staaten sind mehr
oder weniger doch von diesem abhängig. Durch Volkszahl, Ergiebigkeit
des Bodens, Mannigfaltigkeit der Bodenerzeugnisse, Entwicklung
der Industrie und des Handels bildet das Kaiserreich Indien die
wertvollste britische Kolonialbesitzung. Es wird von einem Vize-
könig regiert.
e) Besiedlung. Charakteristisch für die nordindifchen Städte ist ihr hohes Alter
und ihre verhältnismäßig geringe Bevölkerungszahl (meist gegen 200), obfchon sie in
einem großen Bevölkerungsdichtegebiet gelegen sind. Die Armut an ganz großen
Städten erklärt sich aus dem wirtschaftlichen Charakter des Landes: es ist ein land-
wirtschaftliches Dichtegebiet.
Im Himalaja sind noch zwei von tibetanischen Mongolen bewohnte Länder uu-
abhängig: Bhutan und Nepal. — Das hochgelegene und in den (vom Indus her)
wohlbewässerten Talsohlen fruchtbare Kaschmir ist ein britischer Schutzstaat.
In dem Pändfchab, dem ..Fünfstromlande" zwischen Satledsch und Indus, liegt
in herrlichen Fruchtgärten Lahöre (200); prachtvolle Moscheen, Paläste und
Wasserwerke erinnern an die Zeit, da die Stadt Sitz der islamitischen Herrschaft
in Indien war. Von Lahöre führt die Eisenbahn nach der blühenden Handelsstadt
und überaus wichtigen Grenzfeftung Peschawar ^peschä-uer^ amkhaiberpaß. Auch
Delhi (200), die neue Hauptstadt des Landes, die frühere Residenz des Groß-
moguls, besitzt riesige Ruinen und großartige mohammedanische Bauwerke. Unter
den vielen Großstädten Hindostäns sind die wichtigsten der Bahnknotenpunkt Alla-
h ab äd (175), „Allahs Stadt",der Wallfahrtsort der Mohammedaner,undbenäres
(200, Buntbild), der uralte Sitz der Brahminenfchulen, die heiligste Stadt und der
Wallfahrtsort, das „indische Mekka" der Hindnisten am „heiligen" Ganges. In
Bengalen, dem dichtbevölkerten Reislande, entstand Indiens volkreichste Stadt:
Kalkutta. Die „weiße Stadt" der Europäer bietet einen großartig schönen Anblick
von Glanz und Geschmack; ganz das Gegenteil ist die ungesunde „schwarze Stadt"
i Heute bekennen sich 60 Mill. des indischen Volkes zum Islam. 3 Mill. zum Christentum.
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
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Außereuropäische Erdteile. Asien.
Erde; doch steht die Ausbeutung noch in den ersten Anfängen. — Der wich-
tigste Nahrungszweig der fleißigen, anspruchslosen und sparsamen, aber zur
Unreinlichkeit neigenden Bewohner ist der mit größter Sorgfalt betriebene
Ackerbau. Aber wenn die Monsune (s. S. 56) nicht rechtzeitig eintraten, hat
er China nicht vor schlimmen Hungersnöten (so 1889) schützen können. Aus-
gezeichnetes leistet der Gewerbsleiß in Seiden- und Baumwollenweberei
(Nanking), Lack-, Papier-, Tusche-, Porzellanbereitung u. s. w. Manche wichtige
Erfindung, wie Schießpnlver, Bnchdrnckerkunst, Kompaß, Papier, Porzellan,
artesische Brunnen u. a. m., war den Chinesen lange vor uns bekannt, ja in
einzelnen Gewerben und Künsten sind sie uns noch überlegen. — Bald nach
der anfangs durch Gewalt bewirkten Eröffnung von 22 Vertragshäfen hat
der Außenhandel einen großen Aufschwung genommen. Am meisten wird nächst
Baumwollenwaren das verderbliche Opium eingeführt; zur Ausfuhr gelangen
vornehmlich Seide und Thee.
3. Bevölkerung. Das alte Volk der Chinesen steht unter der Botmäßig-
keit der an Zahl viel geringeren Mandschn, die trotz der Großen Mauer
1644 aus der Mandschurei eingedrungen sind und den Unterworfenen das
Tragen des Zopfes aufgezwungen haben. Jahrtausende hindurch von der Be-
rühruug mit anderen Kulturvölkern abgesondert, entwickelten die Chinesen eine
durchaus eigentümliche Bildung, die in langsamem, aber ununterbrochenem Vor-
wärtsfchreiten früh eine bedeutende Höhe erreichte. Mit einer in der Geschichte
der Völker beispiellosen Zähigkeit und Starrheit haben sie stets an dem uralten
Herkommen im Staats- und Familienleben festgehalten. Als der „Sohn des
Himmels" herrscht der Kaiser patriarchalisch über das gleichsam eine einzige
große Familie bildende, aber doch sich nicht selten empörende Volk. Seinen
Willen auszuführen dient ein zahlloses Heer von Beamten (von den Europäern
„Mandarinen" genannt), die indes keine erbliche Kaste bilden, da auch der
Ärmste zu den höchsten Staatswürden vermittelst zahlreicher wissenschaftlicher
Prüfungen emporsteigen kann. — Die Volksdichte des weiten Gebietes ist
etwa der des Deutschen Reiches gleich (92), in einigen Küstenprovinzen nähert
sie sich der von Belgien (310), und die Übervölkerung ist hier so drückend ge-
worden, daß die Chinesen massenhaft nach Jnner-Asien und den Küstenländern
des Großen Ozeans als gefährliche Mitbewerber überströmen. Fast kommt auf
je 4 Menschen 1 Chinese.
Die Staatsreligion der Chinesen ist die Lehre des Kong Fn Tse (Con-
sncins), die das Schicksal als allwaltend lehrt und Selbsterkenntnis empfiehlt.
Ihr Oberpriester ist der Kaiser. Dauebeu, oder mit jener Lehre verschmolzen,
ist der von Indien gekommene Buddhismus verbreitet.
4. Städte und staatliche Verhältnisse. In N.-China. Nahe dem
N.-Rande der chinesischen Tiesebene und den Gebirgsthoren nach Jnner-Asien
liegt auf einer Lößplatte in freundlicher, mit Schlössen: geschmückter Umgebung
Peking, d. h. n. Hoflager; in den letzten Jahrzehnten sehr gesunken, viel-
leicht V- Milk. E. — Etwa doppeltsoviel hat der Seehasen von P., Tientsin,
am n. Ende des Kaiserkanals, einer der Mittelpunkte des Verkehrs zwischen
dem N. und dem S. von China; den Fremden geöffnet.
In S.-China. Am Jängtsekjang liegt: Nanking, d. h. s. Hoflager, Hst.
des Reiches vor Peking. Durch den letzten Bürgerkrieg hat die betriebsame
Stadt, nach der das bekannte Baumwollenzeug benannt ist, viel verloren. —
O.s.ö. davon, nahe dem Ansflusfe des Jängtsekjang, der Vertragshafen schanghai,
„das Liverpool des Ostens", Hauptplatz für den chinesifch-enropäischen Handel,
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Extrahierte Personennamen: P.
Extrahierte Ortsnamen: Asien China Nanking Botmäßig- Belgien Indien N.-China Jnner-Asien Peking Tientsin China S.-China Nanking Peking
Asien. 43
mandel und Malabar abgeschlossen mxb- Das Innere ist größtenteils
steppenartig: die Küstenterrassen sind wohlhewässert und weisen entgegenge-
setzte Jahreszeiten ani^ Zur Zeit unseres Sommerhalbjahres weht der
!>.-Vv.-Monsun und bringt der Küste Malabar reichliche Regeuguste,
während er aus Koromandel als bereits trockner Wind anlangt und hier
heiße Trockenzeit hervorruft. Zur Zeit unseres Winterhalbjahrs weht der
Wind aus N.-U. und bringt der Küste Koroinandel die Regenzeit, so das;
Malabar jetzt Trockenzeit hat. — Dekali ist reich an Diamanten. Malabar
ist die Heimat des Pfefferstrauchs. —
Im 8. liegt die birnförmige Insel Ceylon, vom Utlande durch
die seichte, an Koralleiibauten reiche P a l k st r a iz e getrennt. Sie ist
doppel so groß als Sizilien, reich an tropischen Erzeugnissen aller Art und
gilt nach einer mohammedanischen Sage wegen ihrer herrlichen Natur als
Heimat des Paradieses. Vorn A d a ms p i k habe Adam das Paradies zu in
letzten Male gesehen und dann über die „Brücke" Ceylon verlassen, woraus
Gott diese Landenge zerstörte. So sei die Palkstraße entftanbcn. — Ceylon
ist die Heimat des Z i m t b a n in e s itnd berühmt durch den C e y l o n -
tassee und die P e r l e n s i s ch e r e i.
Die B e w o h n e r sind zum weitaus größten Teil H i n d ii s , welche
den östlichsten Zweig der kaukasischen Rasse bilden. Sie verdrängten einst
die dunkelfarbigen D r a v i d a S, welche als Ureinwohner des Landes an-
zusehen sind und mehr oder weniger mit den Hindus vermischt in Dekan
und Ceylon leben. Die Hindus bilden nach den Chinesen die zahlreichste
aller Nationen der Erde. In uralter Zeit drangeu sie voii den n.-w.
Hochländern nach Indien ein iind brachten das Land schoii sehr frühe
aus eine sehr hohe Stufe der Kultur. Ihre uralte Religion ist die
bra h m a n i s ch e (so geuauut mich B r a h m a , dem höchsten Gott der Gott-
dreiheit). Die heiligen Bücher der V e d a s wurden bereits vor 3000
Iahren in der alten Sanskritsprache verfaßt, deren Stndinm eine
bedeutende Umwandlung in den europäischen Sprachwissenschaften hervor-
gerufen hat. Der Hindu glaubt an die Seelenwandenmg und ver-
ehrt manche Tiere als heilig. „Gute Werke, Gebete, Entsaguug, Opfer
iind Selbstpeinigung gehören zu einem frommen Lebenswandel". Die
Quellen des Ganges und andere heilige Stätten sind vielbesuchte Wall-
sahrtsorte. Die Tenipel, Pagoden, sind oft schwerfällige Steinkolosse,
im Innern aber anss herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die
Höhlentempel um Bombay. — Der Hindu gilt als sanft und harmlos,
neigt zu beschaulichen Betrachtungen, ist in allerlei Handfertigkeit sehr
geschickt, bewuiideruswert als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht
selten aber auch entnervt und verweichlicht. Die gesellschaftlichen Ver-
Hältnisse leiden unter dem uralten K a st e n w e s e tt, das insonderheit
auch der Ausbreitung des Christentums sehr hinderlich ist.
Das Wiinderland Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer
imd Kaufleute an. Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer
den Handel zwischen Jndieii und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung
des Seeweges nach Ostindien knüpften die europäischen Seemächte, die
Portugiesen, Franzosen und späterhin die Engländer, mit Jndieii unmittel-
bare Beziehungen au. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer iit
Iudien ein großes mohammedanisches Reich gegründet. Der Fürst
führte deii Titel Großmogul, und seine glänzende Hauptstadt war Delhi.
Noch heilte itt daher namentlich im Judusgebiet der Mohammedanismus
sehr verbreitet. Im Lause der Zeit gewannen die Engländer immer mehr
an Einfluß in Indien. Ein Reich nach dem andern ordnete sich ihnen
unter, und heute besitzen sie fast ganz Vorderindien als indisches
K a i s e r r e i ch. Nur die Him^lajastaaten B h u t a n und N i p a l Huben
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